Als ich noch unsterblich war: Erzählungen

Buchseite und Rezensionen zu 'Als ich noch unsterblich war: Erzählungen' von Christoph Ransmayr
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Als ich noch unsterblich war: Erzählungen"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103976083

Rezensionen zu "Als ich noch unsterblich war: Erzählungen"

  1. 5
    17. Mär 2024 

    Gedanklich und sprachlich ein Hochgenuss

    Ransmayr bündelt in diesem Erzählband 13 unterschiedliche Geschichten, die, wie es der Klappentext schon sagt, in die Welt hinausführen, aber auch wieder zurückführen in Ransmayrs Heimat.

    Alles an Ransmayrs Romanen und seiner Sprache ist kunstvoll. Jedes Wort, jeder Satz zeigt seinen kunstvollen und souveränen Umgang mit der Sprache. In diesem Band ist es zusätzlich noch die Anordnung der einzelnen Geschichten. Das Arrangement wirkt leichthändig, aber ist doch genau durchdacht.

    Die erste Geschichte „Als ich noch unsterblich war“ zeigt das Kind, für das das Sterben nur eine Eventualität ist, noch lange keine Realität. Das Kind legt aus den Buchstaben seiner geliebten Nudelsuppe auf dem Tellerrand das Wort MEER aus und ist fasziniert von der Vorstellung, dass in diesen wenigen Buchstaben, in diesem kleinen Wort eine ganze Welt von Vorstellungen eingefangen ist und dass er, der kleine Junge, diese Welt in der Hand hat. Die letzte Geschichte “Damen & Herren unter Wasser“ nimmt diese Anfangsmotive wieder auf und schließt den Reigen: hier geht es jetzt um die Realität des Todes und das Leben nach dem Tod, aber nicht im Himmel, sondern ganz konkret in den tiefsten Tiefen des Meeres. Und auch hier geht es das Wort und um Verständigung; ein zentrales Motiv der Geschichten. Im Erzählen wird die Sterblichkeit der Menschen aufgehoben, im Klang der Worte überdauert das Erzählte die Jahrhunderte, so wie die Zeichnungen der Steinzeitmenschen ihre Wirklichkeit an unsere heutige Wirklichkeit ankoppeln und so wie der irische Sänger in seinen Liedern die Geschichte von unzähligen Havarien lebendig erhält.

    Zwischen diesen beiden Geschichten spannt sich ein großer Bogen an Erzählungen. Der Erzähler nimmt seinen Leser mit um die halbe Welt. Immer aber zeigt sich Ransmayrs großes Verantwortungsgefühl der Schöpfung gegenüber, die Menschen eingeschlossen. Sehr bitter mutet einen daher ein Satz aus „Mädchen im gelben Kleid“ an: „Wer die Weißen nicht fürchtet, der kennt sie nicht.“ Sehr berührend ist auch die Geschichte „An der Bahre eines freien Mannes“, in der er seinem Vater ein Denkmal setzt: ein aufrechter Mann, der Gerechtigkeit verlangte und dafür auf öffentliches Ansehen und Status verzichtete.

    Mir persönlich hat die Geschichte „Floßfahrt“ sehr gut gefallen, in der der Autor von seinen Überlegungen zu seinem Roman „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ erzählt. Und überlegt, ob die Unwirtlichkeit des Franz-Josefs-Landes, die Schrecken des Eises und die Finsternis der Polarnacht nicht doch erstrebenswerter seien als der Kriegslärm. „Wie still, wie sanft und lichtdurchflutet musste in diesem Sommer 1915 die Abgeschiedenheit des Franz-Joseph-Landes wohl gewesen sein?“

    Fazit: Ein inhaltlich abwechslungsreicher Erzählband, jede Geschichte ein sprachlicher und gedanklicher Genuss!